Freigeist Freddie Mercury

von Brian May

 
Freddie Mercury (links) und Brian May

Es scheint unvorstellbar, dass wir nun ohne Freddie weiterleben müssen; dieser stolze, dynamische, respektlose und leidenschaftlich-kreative Mensch, kann doch nicht einfach in der Blüte seines Lebens ausgelöscht worden sein? Freddie wurde um das Privileg gebracht, alt zu werden, doch in 45 Jahren versprühte er genug Energie für ein Dutzend Leben.

Ich lernte ihn als ein streng erzogenes Kind kennen, ein unsicherer Jugendlicher in der großen weiten Welt. Doch sein Kopf war voll mit großen Träumen und der Sicherheit, dass sie wahr werden würden. Als er 20 Jahre alt war, lebte er seine Träume bereits und benahm sich wie ein Respekt fordernder Ehrenmann. Er sah aus und agierte wie eine Million Dollar, obwohl er kaum das Fahrgeld für den Bus nach Hause dabei hatte. (Das hat sich nie geändert! - später, als seine Millionen sicher auf der Bank lagen, mußte immer irgend jemand anders seine Geldbörse tragen) Vielleicht beschloß er mit der Namensänderung, kurz bevor wir unsere erste Platte aufnahmen, den zerbrechlichen Frederick Bulsara sorgsam zu Hause zu lassen und wurde der Gott Freddie Mercury.

Solange ich Freddie kannte, war er ein extrem ungewöhnlicher Mensch - ein Freigeist. Er wußte, was er wollte und setzte es mit dem größten Engagement durch. Er liebte die Musik und das Leben. Leben stand für Lebendigkeit und die Fülle zu genießen und wenn das Leben ihn enttäuschte und ihm weh tat, benutzte er all die überschüssige Leidenschaft zur Perfektion seiner Musik, zur Verflechtung seiner Texte. Er verbarg sich nie hinter Bescheidenheit. Die gleiche Anerkennung, die er seinen eigenen Leistungen gab, zollte er auch für die Leistungen derer in seinem Umfeld. Freddie gab sich nie mit der Hälfte zufrieden, er hatte keine Zeit für irgendetwas anderes außer dem Besten.

Sein Geist wird so lange leben, wie Musiker danach streben, Begeisterung, Dramatik und Mystik in ihre Arbeit einzubringen. Ich kann mich glücklich schätzen, so viele gemeinsame Momente mit Freddie geteilt zu haben und ich höre immer noch seine Stimme, wann immer ein fauler Kompromiß drohte: "Nein mein Lieber, wir machen keine Kompromisse"

Seine Lieder sagen alles: The March Of The Black Queen, Lily Of The Valley, Killer Queen, Bohemian Rhapsody, We Are The Champions, The Miracle, Play The Game und viele andere, tragen alle diesen feinen Schimmer der Emotion, gepaart mit den mutigen Elementen. Freddie akzeptierte keine Diskussionen über seine Texte: "Sie sollen für sich selber sprechen", war seine Art der Ablehnung.

Doch die Fantasie in diesen Texten, in Zusammenstellung mit einem magischen Gefühl für Melodie und die Gabe, rasch und geistreich zwischen den Extremen zu gleiten, machten ihn zu einem wirklich genialen Komponisten unserer Zeit. Person, Komponist und schließlich Sänger - daraus sind Superlativen gemacht. Auf der Bühne, vor 200 oder 200.000 Zuschauern war er ohne Zweifel einzigartig. Irgendwie kanalisierte er heroisch sein innerstes Selbst und intensivierte es zu der menschlichen Figur, die er kreierte. So erreichte er jedes Herz, jeden Jungen, der bemüht war, einmal ein Mann zu werden und jede Frau, die einen Mann wie diesen wollte. Er hatte den Touch eines Genies, der uns alle zum Größten anspornte.

Freddie, Du hattest es, Du warst der Beste, Du hast die Welt verändert.

God Speed!
Brian May

(ins Deutsche übersetzt: Birgit Paff)

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© 2000 by Birgit Paff